zurück zur Übersicht

Nicht die erste Krise

Remy Reichmuth im Gespräch zum aktuellen Umfeld.

Wie waren die ersten Monate des Jahres 2020?

Der Januar ist jeweils belegt mit vielen Jahresendrapporten. Das war ein Vergnügen, hatte sich doch das Anlagejahr 2019 sehr erfreulich entwickelt. Im Februar drehte der Wind. Wir hatten zwar die Entwicklung des Coronavirus in China beobachtet, doch die Berichte aus der Lombardei waren dramatisch. Die Börsen sind in kurzer Zeit eingebrochen. Computerbasierte Strategien und «Margin-Calls» haben die Korrektur verstärkt. Wohl auch passive Anleger, die in solchen Phasen den ganzen Index verkaufen und nicht mehr zwischen höherer und tieferer Qualität einzelner Aktien differenzieren.

Der Schweizer Aktienmarkt brach vom Höchststand zwischenzeitlich um 25 % ein.

Ja, nachdem er seit Ende 2008 rund 200 % hat zulegen konnte. Über die lange Frist ist der Einbruch verkraftbar – insbesondere, wenn man vergleicht mit dem Negativzinsumfeld auf nominalen Anlagen. Aktien bleiben eine der attraktivsten Anlageklassen. Ergänzungen in alternativen Anlagen wie etwa Gold, Infrastruktur, Hedge Funds oder auch Insurance-Linked Securities helfen, ein Portfolio zu diversifizieren, und gestalten es robuster. Auch daher hat unsere Hausstrategie im Quervergleich weniger eingebüsst.

Wie haben die Kunden auf die Börsenturbulenzen reagiert?

Eine negative Wertentwicklung im Depot freut niemanden. Aufgrund der Schlagzeilen haben aber viele Kunden die Verluste höher eingeschätzt, als wir sie rapportieren mussten. Die meisten blieben ruhig – es ist ja auch für viele nicht die erste Krise. Gerade in derart turbulenten Phasen ist es wichtig, die langfristig ausgerichtete Strategie nicht aus den Augen zu verlieren. Zudem gibt es auch Kunden, die auf eine Gelegenheit gewartet haben, zu attraktiven Kursen einkaufen zu können. Sie sehen Einstiegschancen.

Wie passten Sie die Organisation dem Umfeld an?

Wir mussten unseren Krisenstab einberufen, welcher zwei Ziele verfolgt: Einerseits weiterhin für Kunden und Märkte voll funktionsfähig zu sein; andererseits alle involvierten Personen – Kunden, Geschäftspartner, Mitarbeiter etc. – möglichst gut zu schützen. So aktivierten und verfeinerten wir den Pandemieplan mit verschiedenen Stufen. Wir setzten die Massnahmen des Bundes um und reorganisierten in den Teams die Bürolandschaft, um die räumliche Trennung einzelner Mitarbeiter zu ermöglichen. Mehr als die Hälfte arbeitet im Homeoffice. Diese organisatorischen Anpassungen haben sich schnell und relativ reibungslos eingespielt – für die Kunden fast unbemerkt. Das hat mich sehr gefreut.

Wie ist es, in derart unsicheren Zeiten persönlich zu haften?

Unsere Struktur als inhabergeführtes Familienunternehmen mit unbeschränkter Haftung fördert generell die Eigenverantwortung. Diese sorgt dafür, dass wir keine waghalsigen Experimente eingehen. Diese Denkweise ist zentral, damit wir die Risiken stets im Griff haben. Deshalb pflegen wir als Bank bspw. kein kommerzielles Kreditgeschäft, was im aktuellen Umfeld ein Risiko hätte sein können. Wir fokussieren uns auf jene Tätigkeiten, in denen wir einen Mehrwert bieten; das schützt auch vor Verzettelung. Zudem haben wir unsere Bank sehr solide aufgestellt, so erfüllen wir z.B. die Eigenkapitalanforderungen der Bankenaufsicht seit Jahren um ein Vielfaches.

Was raten Sie den Lesern?

Unsere Kundenverantwortlichen stehen in engem Kontakt mit den Kunden und helfen, deren persönliche Ziele für ihr Vermögen integral auf das Umfeld abzustimmen. Jene Leser, die noch mit niemandem von uns in direktem Kontakt stehen, lade ich freundlich ein, mich anzurufen. Nach den jüngsten Turbulenzen bieten sich viele Möglichkeiten, Ihnen zu dienen und Mehrwert zu bieten.

zurück zur Übersicht