zurück zur Übersicht

Reichmuth & Co erwartet einen anhaltend starken Schweizer Franken

Reichmuth & Co Privatbankiers setzen in der anhaltenden weltweiten Unsicherheit weiterhin auf Realwerte und den Stabilitätsanker Schweiz. Das gilt für inländische Vermögen aber auch als sinnvolle Option für Anleger aus dem Ausland.

  • Unsicherheit aus USA, Schulden in Europa und neuer Integrator China
  • Harte Marktkorrekturen sind möglich
  • Drei Wertspeicher: Qualitätsaktien, Gold und Schweizer Franken
  • Appell für differenzierte Bankenregulierung

«Die USA sind vom sicheren Hafen zur Quelle der Unsicherheit geworden, während China und Asien sich zunehmend als Integrator verstehen und mit Schwellenländern kooperieren. Europa hingegen kämpft mit Schulden, Ideologien und fehlender Strategie», sagt Christof Reichmuth, Verwaltungsratspräsident und unbeschränkt haftender Gesellschafter bei Reichmuth & Co.

Ob die KI-Hausse am Ende eine Blase ist, die zu zerplatzen droht, ist aus heutiger Sicht nicht eindeutig zu beantworten. Auch wenn die jüngsten Zahlen von Nvidia die Märkte beruhigen, zeigen historische Vergleiche, dass das Rücksetzungs-Potenzial hoch ist. «Be prepared», warnt Reichmuth deshalb und empfiehlt in der Vermögensverwaltung die Risikobereitschaft und -tragfähigkeit im Hinblick auf temporäre Verluste zu überprüfen.

Gleichwohl bleiben die Luzerner Privatbankiers positiv für den Anlageplatz und den Wirtschaftsstandort Schweiz. «Realwerte wie Schweizer Qualitätsaktien oder Gold sind echte Wertspeicher. Ergänzt mit einer Quote Liquidität, um laufende Kosten zu decken oder sich bietende Chancen nutzen zu können, ist man auch für temporäre Börsenturbulenzen gut gewappnet», sagt Remy Reichmuth, CEO und ebenfalls unbeschränkt haftender Gesellschafter.

Differenzierte Strategien nach Weltregionen

Matthias Ramser, Chief Investment Officer von Reichmuth, weist auf ungewöhnliche Entwicklungen hin, auf die die Bank reagiert. Der deutliche Währungsverfall des US-Dollar und der starke Anstieg des Goldpreises zeigen den Vertrauensverlust in die USA. Und während in der letzten Finanzkrise und während der Covid-Pandemie dem Einbruch der Aktienmärkte Kurssteigerungen des US-Dollar sowie der US-Staatsanleihen gegenüberstanden, reagierten sie in Folge des «Liberation Day» gleichfalls mit Verlusten. Dies zeigt die Abnahme der Dominanz der USA als Weltmacht und den Trend zur Multipolarität der Welt mit zunehmend unabhängigen Regionen.

«Wir empfehlen unseren Kunden je nach Weltregion unterschiedliche Strategien», sagt Ramser. «In den USA setzen wir auf das wirtschaftliche Momentum, angetrieben durch hohe Investitionen in die KI-Infrastruktur, konkret Tech-Aktien und den Stromsektor. In Europa wirkt der Fiskal-Stimulus und stärkt Mid-Cap-Unternehmen sowie ausgewählte Unternehmen im Industrie- und Anlagenbau. Asien schliesslich bietet strukturelles Wachstumspotenzial, hervorzuheben ist hier Vietnam.»

Darüber hinaus bleibt die Schweiz Kern der Aktienallokation: Moderne Infrastruktur, gefestigte politische Institutionen, hoher Bildungsgrad und ein solider Staatshaushalt mit einer starken Währung in einem nahezu Nullzinsumfeld bilden die Basis für Schweizer Dividendentitel mit erstklassiger Marktstellung und attraktiven Wachstumsaussichten. «Cash, um Chancen zu nutzen, sollte in Schweizer Franken gehalten werden und für festverzinsliche Anlagen gilt: so wenig wie möglich und nur so viel wie nötig, bei hoher Schuldnerqualität und kurzer bis mittlerer Laufzeit», sagt Ramser.

«Haften statt retten»: Echte Verantwortung braucht auch differenzierter Regulierung

Als eine von nur fünf Privatbanken mit unbeschränkter Haftung der Gesellschafter weist Reichmuth & Co auf ein aufsichtsrechtliches Dilemma hin. So hat der Trend zur beschränkten Haftung zwar wirtschaftlich nachvollziehbare Gründe, nämlich höheres Wachstum, Skalierung, Kapitalzugang, internationale Expansion und eine erleichterte Nachfolgeplanung. Doch unterschiedliche Haftungsformen sollten sich auch in einer differenzierten Regulierung niederschlagen.

Grundsätzlich hat der Staat drei Möglichkeiten, mit Bankrisiken umzugehen: Er kann Entscheidungsträger in besondere Haftung nehmen, das Geschäft stärker regulieren oder staatliche Schutzschirme aufbauen.

«Bei Banken als Kapitalgesellschaften ist mit der persönlichen Haftung auch ein Teil der Verantwortung verschwunden: Risiken steigen. Eigenkapitalquoten sinken», sagt Jürg Staub, unbeschränkt haftender Gesellschafter von Reichmuth & Co. Im Krisenfall ist dann plötzlich der Staat gefordert – nicht nur als Regulator, sondern als Retter in der Not.

«Regulierung kann zwar Fehlanreize dämpfen – aber kein Verantwortungsbewusstsein erzeugen. Wer nicht haftet, entscheidet anders», sagt Staub.

zurück zur Übersicht